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Friedenspreis des deutschen Buchhandels

Aktuelles


Wenn in einer Woche zum 70. Mal der "Friedenspreisdes deutschen Buchchandels" vergeben wird, lohnt es sich vielleicht, an etwas zu erinnern, das sich über die Jahrzehnte nebenbei ergab.
1998 vermutete der Preisträger Martin Walser in seiner Dankrede u.a. : Dass Auschwitz als "Moralkeule" genutzt werde. Er steigerte sich dann darin, das damals in Planung befindliche Holocaust - Mahnmal in Berlin als "Monumentalisierung der Schande" zu bezeichnen. Hat hier der ehemalige Geschichtslehrer Höcke gelernt, der das Denkmal für die ermordeten Juden 2018 als "Denkmal der Schande" bezeichnete? Zitat: „Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“

Zu erinnern wäre auch noch an Erich Kästner, der der Verbrennung seiner Bücher durch die Nazis zusah und trotzdem nicht auswanderte. Immer wieder wurde er von Mitgliedern des Stiftungsrates vorgeschlagen - die letzte Gelegenheit wäre 1973 gewesen - allerdings starb er 1974! An eine posthume Würdigung wurde wohl nicht gedacht.

Erich Kästner – Ansprache an Millionäre

Vor über 80 Jahren erschien von Kästner „Ein Mann gibt Auskunft“. Darin findet sich die „Ansprache an Millionäre“. Diese flammende Rede in Versform hat nichts von ihrer Aktualität eingebüßt, wenngleich man heute titeln müsste:
Ansprache an Milliardäre.

Der sozialkritische Lyriker Kästner hat, wie weise, damals bereits nicht an das Mitgefühl der Reichen appelliert. Er wies brilliant darauf hin, dass eine zunehmend in arm und reich gespaltene Gesellschaft auch für die Habenden gefährlich werden wird.
Er appelliert damit nicht an „das Gute“ im reichen Menschen, vielmehr an deren Geschäftssinn. Ich kommentierte hier unlängst noch im ganz ähnlichen Tenor, denn auch mir erscheint eine Aufrechterhaltung dieses turbokapitalistischen und menschenverachtenden Systems nicht nur für unfassbar ungeheurlich, vielmehr ist es auch im Höchstmaß töricht.
Kästners Appell hatte ich dabei gar nicht auf dem Schirm…

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Ansprache an Millionäre
von Erich Kästner
Warum wollt ihr so lange warten,
bis sie euren geschminkten Frauen
und euch und den Marmorpuppen im Garten
eins über den Schädel hauen?

Warum wollt ihr euch denn nicht bessern?
Bald werden sie über die Freitreppen drängen
und euch erstechen mit Küchenmessern
und an die Fenster hängen.

Sie werden euch in die Flüsse jagen.
Sinnlos werden dann Schrei und Gebet sein.
Sie werden euch die Köpfe abschlagen.
Dann wird es zu spät sein.

Dann wird sich der Strahl der Springbrunnen röten.
Dann stellen sie euch an die Gartenmauern.
Sie werden kommen und schweigen und töten.
Niemand wird über euch trauern.

Wie lange wollt ihr euch weiter bereichern?
Wie lange wollt ihr aus Gold und Papieren
Rollen und Bündel und Barren speichern?
Ihr werdet alles verlieren.

Ihr seid die Herrn von Maschinen und Ländern.
Ihr habt das Geld und die Macht genommen.
Warum wollt ihr die Welt nicht ändern,
bevor sie kommen?

Ihr sollt ja gar nicht aus Güte handeln!
Ihr seid nicht gut. Und auch sie sind’s nicht.
Nicht euch, aber die Welt zu verwandeln,
ist eure Pflicht!

Der Mensch ist schlecht. Er bleibt es künftig.
Ihr sollt euch keine Flügel anheften.
Ihr sollt nicht gut sein, sondern vernünftig.
Wir sprechen von Geschäften.

Ihr helft, wenn ihr halft, nicht etwa nur ihnen.
Man kann sich, auch wenn man gibt, beschenken.
Die Welt verbessern und dran verdienen –
das lohnt, drüber nachzudenken.

Macht Steppen fruchtbar. Befehlt. Legt Gleise.
Organisiert den Umbau der Welt!
Ach, gäbe es nur ein Dutzend Weise
mit sehr viel Geld…

Ihr seid nicht klug. Ihr wollt noch warten.
Uns tut es leid. ihr werdet’s bereuen.
Schickt aus dem Himmel paar Ansichtskarten!
Es wird uns freuen.

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